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DAX und DOW – Ölmarkt bietet Chancen
April 2020. Sensation am Ölmarkt. In dieser Woche sind die Ölpreise bis in den negativen Bereich abgestürzt. Der Preis für US-Öl der Sorte WTI für Future-Kontrakte mit Lieferung im Mai fiel kurzzeitig sogar auf -40 US-Dollar je Barrel. Lieferanten mussten also eine Prämie von 40 US-Dollar je Fass bezahlen, damit ihnen die Ware abgenommen wird. Das gab es in der Geschichte noch nie.
Hintergrund der negativen Preise sind technische Effekte im Terminhandel. Derzeit besteht weltweit ein großes Überangebot an Rohöl. Die Lager füllen sich bis zum Anschlag und die Nachfrage geht wegen der weltweiten Shutdowns enorm zurück. Wer Öl auf Termin gekauft hatte und dieses nun nicht abnehmen wollte, z. B. weil er keine Lagerkapazitäten mehr hatte oder keine anderen Käufer für die Ware gefunden hat, musste seine Future-Position verkaufen. Auf diesen „Zwangsverkäufen“ ist der Ölpreis „ausgerutscht.“
Auch die Juni-Kontrakte stehen unter Druck. Inzwischen handelt US-Öl auf dem tiefsten Stand seit 21 Jahren. Nordsee-Öl (Brent) notiert so tief, wie seit 2002 nicht mehr. Da im Moment kaum jemand Öl kaufen möchte und die Öllager hart an ihre Kapazitätsgrenzen kommen, dürfte der Preisverfall nur bei einem Produktions-Stopp oder einer drastischen Kürzung der Fördermengen zum Erliegen kommen. Ankündigungen von Saudi-Arabien und der OPEC, die Produktion bereits Anfang Mai zu drosseln, wirkten aber bislang genau so wenig, wie die Nachrichten, dass die USA ihre strategischen Ölreserven aufstocken wollen und China bereits kauft „was es bekommen kann“.
Negative oder niedrige Ölpreise wird es langfristig aber dennoch nicht geben. Schließlich ist es im Zweifel preiswerter, das geförderte Öl schlicht in die „Wüste zu kippen“ als mit Extra-Zahlung abzugeben. Da die Förderer natürlich so nicht mit dem geförderten Öl umgehen werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihre Kapazitäten drastisch herunterfahren. Wenn dann parallel die Weltkonjunktur wieder anzieht – was aus unserer Sicht nur eine Frage der Zeit ist –, dann werden wir den typischen „Schweinezyklus“ beim Öl erleben. Die Nachfrage steigt, das Angebot ist dann aber massiv ausgedünnt. Das wird der Boden für satte Preissteigerungen sein. Anleger, die dieses Szenario antizipieren und etwas Zeit mitbringen, dürften gut daran verdienen.
An den Börsen haben die abstürzenden Ölpreise für einige Verunsicherung gesorgt. Die Anschlusskäufe blieben bislang noch aus (FK vom 16.4.). Dow, DAX und Co. können noch keine neue Aufwärtsdynamik entfalten. In Japan half nicht einmal die Ankündigung von Helikopter-Geld dem Nikkei auf die Beine. Tokio hat nach langem Ringen beschlossen, an jeden in Japan Lebenden (auch Ausländer) eine Zahlung von ca. 800 Euro zu leisten.
FAZIT
Die Indizes scheinen nach wie vor ausgereizt zu sein. Sie halten sich bei ihrem technischen Korrekturziel und warten auf neue, vor allem fundamentale Impulse. Wir gehen weiter von einer technischen Korrektur in Richtung 10.000 DAX-Zähler aus. Die ökonomische Großwetterlage spricht gegen einen ungebremst fortgesetzten Anstieg der Börsen. Quelle: Stefan Ziermann, Fuchs-Kapital